Erschlagen mit Zahlen
Spiegel Online scheitert daran, eine neue Studie über den Gender Gap bei der Arbeitszeit zu erklären. Der Artikel zeigt die typischen 7 Probleme für Berichte über Statistiken
Zugegeben, die Hans-Böckler-Stiftung hat es Journalisten nun wirklich nicht leicht gemacht. Ihre neueste, durchaus gehaltvolle Studie zum “Gender Time Gap” (PDF) – den Arbeitszeitunterschieden bei Männern und Frauen – ist so lesbar wie ein Telefonbuch: Auf nahezu jeder der 64 Seiten gibt es gefühlt mehr Zahlen als Worte. Aber nur, weil es die gewerkschaftsnahe Stiftung so handhabt, muss man es ihr ja nicht gleich nachmachen. Macht Spiegel Online aber mit seinem Studienbericht: “Zeitvergleich: Frauen arbeiten 23 Prozent weniger als Männer”. Der Artikel ist typisch für die Fehler vieler Journalisten im Umgang mit Studien.
Das Problem fängt schon in der Überschrift an. 23 Prozent arbeiten die Frauen demnach weniger als Männer. Sicher, 23 ist eine zentrale Zahl, die sich in der Studie findet. Und Zahlen, so weiß man es ja seit Buzzfeed, klicken sich besser als abstrakte, allgemeine Worte. Damit ist aber hier schon eine gute Gelegenheit verpasst, den Sachverhalt einzuordnen. Gegenvorschläge: “Arbeitszeit: Frauen verzichten für ihre Kinder – Männer nicht.” Oder auch: “Studie: Immer mehr Frauen kriegen keine Vollzeitstellen” – das greift eine Ursache auf, das andere eine zeitliche Entwicklung.
Problem Nummer 2: Offenbar hat sich bei Journalisten das Verständnis durchgesetzt: Wenn in einer Studie viele Zahlen drin sind, dann sollten auch viele Zahlen im Artikel stehen. Allein in drei Absätzen des Spon-Textes stehen 19 Zahlen und Ziffern. Wer nach dem Lesen sich auch nur ein Drittel davon merken konnte, hatte bestimmt als Kind keine Freunde, weil er die anderen immer im Memory besiegt hat. Die Aufgabe eines Journalisten ist es ja nicht, einfach nur die Studie zusammenzufassen. Er sollte das Wesentliche herausziehen – und wenn es im Extremfall nur eine einzige Zahl ist. Umso intensiver kann man sich ihr dann aber auch widmen und sie diskutieren. Und umso besser prägt sie sich beim Leser ein.
Problem 3: Ebenso wichtig ist es, Verhältnisse in Relation zu setzen. Wer über Prozente spricht, muss auch absolute Zahlen dazu nennen. Das kennt man vom Wirtschaftswachstum: Ein reiches Land wie Deutschland mag prozentual einen geringen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts haben (+1,6%), angesichts seines BIP von 2,2 Billionen Euro aber ist allein diese Zunahme schon mehr als das gesamte BIP von Paraguay, Afghanistan oder Kambodscha. Für die “Gender Time Gap”-Studie bedeutet das: Es reicht nicht nur anzugeben, dass ein höheren Anteil von Frauen Teilzeit arbeitet. Es muss auch dazu gesagt werden, ob insgesamt mehr oder weniger arbeiten gehen. Tatsächlich ist die Zahl beschäftigter Frauen um 1,8 Millionen seit 2004 gestiegen. Zugleich stieg die Zahl geleisteter Arbeitsstunden bei ihnen um fast zehn Prozent auf knapp 20 Mrd. Stunden/Jahr. Das lässt vermuten, dass mehr Arbeitslose einen Teilzeitjob gefunden haben – und das verändert natürlich auch die prozentuale Verteilung. Das findet man allerdings nicht oder allenfalls indirekt in der Hans-Böckler-Studie.
Problem Nummer 4: Das steht zum Beispiel in den Statistiken des IAB, des Forschungsinstituts der Arbeitsagentur. Ein guter Journalist würde sich aber eben nicht nur aus einer Quelle bedienen, sondern auch vergleichen. Nicht nur um herauszufinden, ob es zusätzliche wichtige Angaben gibt. Und nicht nur um zu klären, ob das überhaupt etwas Neues ist.
Sondern auch – Problem 5 – um die Studie in aktuelle Debatten einzuordnen. Denn es ist nicht einmal zwei Wochen her, als medial halb Deutschland über den “Gender Pay Gap” diskutierte, die unterschiedliche Bezahlung von Frauen und Männern. Diese Lücke liegt bei 22 Prozent im Gesamtdurchschnitt und 7 Prozent bei vergleichbaren Berufen und Lebensläufen. 22 Prozent da, 23 Prozent hier – besteht da womöglich ein Zusammenhang? Der Verdacht drängt sich eigentlich jedem auf, der sich in den vergangenen Monaten mit dem Thema beschäftigt hat. Ein gewisser Zusammenhang besteht in der Tat, allerdings bezieht sich die Lohnlücke des Gender Pay Gap auf den Stundenlohn, nicht auf die Wochenarbeitszeit. Die 22 Prozent tauchen sogar auf in einem Lexikonteil am Ende des Artikels. Ein inhaltlicher Bezug zur Arbeitszeitlücke wird allerdings weder hergestellt noch aufgeklärt.
Weiter mit Problem Nummer 6: Man sollte die Studien auch genau lesen. Da würde dann nämlich die Abbildung 8a auf Seite 13 auffallen. Dort ist in allen Kurven ein verdächtiger Knick im Jahr 2011, der Teilzeitanteil nimmt plötzlich drastisch zu. Was ist da passiert? Massenentlassungen? Geburtenknick? Neue Gesetzeslage? Die Studie selbst klärt auf: Die Ergebnisse wurden auf einen neuen Hochrechnungsrahmen umgestellt, die Zahlen seien deshalb nur noch “eingeschränkt vergleichbar mit den Ergebnissen aus den Vorjahren.” (S.29) Was hat das für das Endergebnis zu bedeuten? Dass deutlich mehr Frauen Teilzeit arbeiten? Stimmt es etwa gar nicht? Sollte man dazu nicht mal jemanden fragen?
Und schließlich das Problem Nummer 7: Es wird nicht nachgefragt. Der Artikel zitiert offenbar nur aus der Studie selbst, ohne nochmal von den Machern eine Einordnung, Interpretation und die Auflösung von Widersprüchen einzuholen. Das alles sollte aber ein richtiger Journalist leisten. Sonst macht er nicht mehr als die “AutoZusammenfassen”-Funktion von Word.
Falk Heunemann, Autor in Berlin, schreibt die OC-Medienkolumne „Auf einen Klick“ jeden Donnerstag.
maSu am 2. April 2015
Sie machen den gleichen Fehler. Sie stürzen sich auf die 22% GPG die angeblich vorliegen, obwohl sie nebenbei selbst sagen, dass die 22% auf einem vergleich zwischen Äpfeln und Birnen beruhen. Die 22% können sie getrost weglassen und auf 7% reduzieren. Und wenn wir schon bei Äpfeln und Birnen sind: Je Jünger die Arbeitnehmer, desto geringer bzw. kaum noch nachweisbar sind Gehaltsunterschiede zwischen den Geschlechtern.
Wer sich darüber beschwert, dass Berufskollegen Äpfel mit Birnen vergleichen, der sollte mal in den eigenen Obstkorb schauen ;)
Falk Heunemann am 2. April 2015
Hallo @maSu,
vielen Dank für ihre Anmerkung. Mir ging es an dieser Stelle nicht darum, die Zahl "22 Prozent" zu diskutieren, sondern nur darum, darauf hinzuweisen, dass sie in den vergangenen Wochen kursierte (ob zu Recht oder nicht) und ein Artikel über Geschlechterunterschiede in der Arbeitszeit diese Zahl eigentlich aufgreifen muss, um sie einzuordnen - und sei es mit einem Satz: 22 Prozent Lohnunterschied im Gesamtdurchschnitt sind unabhängig vom "Gender Time Gap" zu betrachten, da diese Differenz sich auf den Bruttostundenlohn bezieht. Die 7 Prozent Unterschied bei vergleichbaren Jobpositionen hatte ich deutlich erwähnt.
Im Übrigen, die 23 Prozent sind ja auch ein Gesamtdurchschnitt und unterscheiden sich noch einmal je nach Berufsgruppen, Alter, Bildung usw.
maSu am 2. April 2015
Völlig richtig. Allerdings hält sich meine Trauer über dieses (w)irre Zahlenspiel beim Spiegel in Grenzen, da ich es (als Mann) gewohnt bin, dass in den Medien immer völlig zu Unrecht von 22% GPG geredet wird. Da finde ich es durchaus amüsant, wenn nun sozusagen gleich zwei falsche Zahlen kombiniert werden (22% GPG und 23% Arbeitszeitunterschied) und dabei dann auch noch das Richtige herauszukommen scheint: Eine echte Lohndiskriminierung gibt es kaum noch bzw. nicht mehr.
Noch lustiger finde ich ja zB bei den 7%, dass die Macher dieser Studie(n) scheinbar einen leichten "Gottkomplex" haben, da sie sich anmaßen, die Qualifikation der Arbeitnehmer besser bewerten zu können, als der, der das Gehalt auch zahlen muss. Auch lustig, wenn ein Statistiker die Qualifikation von Physikern oder Informatikern bewerten muss. Aber die Bewertungen sind natürlich alle 100% objektiv und natürlich richtig ;)
Aber immerhin: Hier hat Minus und Minus mal Plus ergeben ;)
Falk Heunemann am 2. April 2015
@maSu: Ich verstehe nicht ganz, warum es Ihrer Ansicht nach keinen Lohnunterschied mehr geben soll. Die 22 Prozent beziehen sich auf den Bruttostundenlohn: Frauen bekommen im Durchschnitt aller Branchen ein Fünftel - bzw. 7% bei vergleichbaren Jobs und Berufserfahrungen - pro Arbeitsstunde weniger als Männer. Dass sie dann auch noch häufiger nur Teilzeit arbeiten, gleicht das nicht aus, sondern verstärkt im Gegenteil den Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen deutlich, damit z.B.später auch die Unterschiede in der Rente und die Abhängigkeit von anderen Einkommen (Hartz IV, Ehepartner etc).
Über Gründe, Motivation und Freiwilligkeit von Lohn-und Arbeitszeitunterschieden kann man viel debattieren (siehe dazu etwa http://doku.iab.de/kurzber/2011/kb0911.pdf ), aber das Gender Pay Gap nivelliert nicht etwa das Gender Time Gap, sondern hier ist Minus plus Minus gleich 2xMinus - darauf hätte der SPON-Artikel zwingend hinweisen müssen.
maSu am 2. April 2015
Also 22% GPG sind Unsinn, denn es macht keinen Sinn, die Krankenschwester aus Brandenburg mit dem Ingenieur in München zu vergleichen. D.h. die 22% kann man gleich in die Tonne treten. Keine Frau wird gezwungen "Frauenberufe" auszuüben. Als Informatiker kenne ich genug Beispiele von Frauen, die regelrecht auf Händen getragen wurden, weil sie was im Bereich IT machten und eben nichts konnten, weil sie immer als was besonderes betrachtet wurden und daher krass überbewertet wurden.
Jede Frau kann Informatik studieren und dann meinen Job machen. Genauso gut. Ohne Probleme. Und dann bekommt sie auch das gleiche Geld.
Denn:
Die Lohnunterschiede sind bei älteren Arbeitnehmern größer. Warum? Wegen Auszeiten. Wegen Teilzeit usw.! Denn: 20 Jahre Berufserfahrung in Vollzeit sind was anderes als 17 Jahre Berufserfahrung (3 Jahre Pause wegen Kinder) von denen dann auch noch 12 Jahre Teilzeit waren (wieder wegen der Kinder). In 20 Jahren Vollzeit erreicht man einfach rein karrieretechnisch mehr als in 20 Jahren mit Pausen und Teilzeit. Ob man aktuell in Teilzeit arbeitet ist also ebenso relevant, wie die Frage, ob man je in Teilzeit gearbeitet hat.
Und hier kommen alte Familienmodelle ins Spiel: Je älter die Arbeitnehmer, desto wahrscheinlicher ist es, dass nur die Frau (aufgrund der alten Rollenmodelle, die heute immer noch sehr gerne genommen werden) Unterbrechungen im Berufsleben hat oder eben ihre Arbeitszeit reduziert hat.
und schon haben wir 2 Mitarbeiter, die scheinbar den gleichen Lebenslauf haben, aber irgendwie doch nicht.
Darüber hinaus: 7% Unterschied bei welchen Kriterien? Man hatte ein unbereinigstes GPG von 22% und beginnt dann, die Arbeitnehmer nach X Kriterien zu gruppieren und vergleicht dann in den Gruppen. Nehme ich X+Y Kriterien (mit Y>0), dann erhalte ich andere Gruppen und wohl kleinere Unterschiede. Warum hat man also nur X Kriterien genommen und nicht X+Y? Antwort: Willkür.
Mein Chef bezahlt mich für meine Leistung. Wie viel Freizeit ich dafür Opfere ist ihm doch egal. Leiste ich viel, dann bekomme ich mehr Geld. Kann ich meine Leistung als "toll" verkaufen, dann bekomme ich mehr Geld. Leiste ich weniger oder kann meine Erfolge schlecht darstellen, dann bekomme ich weniger Geld.
Jetzt kann man 2 identisch qualifizierte Arbeitnehmer mit identischen Lebensläufen haben. Der eine kommt nach Feierabend nach hause und arbeitet weiter, der andere nicht. Wer bekommt mehr Geld? Genau! Der, der mehr macht. Oder der, der den Anschein erweckt mehr zu machen. D.h. mein Chef beurteilt Leistungen und stellt Unterschiede fest, die unterschiedliche Bezahlung rechtfertigen.
Nun kommt ein Statistiker mit Abschluss in Genderstudies hinzu, der gewisse Allmachtsphantasien hat und glaubt anhand meines Lebenslaufes(!) meine tatsächliche Leistung beurteilen zu können und stellt fest: Gemessen am Lebenslauf verdiene ich ja mehr als manch andere. Dabei ist der Lebenslauf nur der Türöffner in Firmen, der Rest geschieht über Leistung.
und dann kommen solche Studien dabei heraus.
Darüber hinaus:
Sehr viele Arbeitnehmer sind tariflich oder wegen des neuen Mindestlohnes unabhängig vom Geschlecht gleichermaßen bezahlt - abgesehen von Sonderzahlungen, die eher die Ausnahme sind. Wirkliche Unterschiede kann es nur bei AT beschäftigten geben. Selbstständige haben in der Statistik nichts zu suchen.
Alleine die Erhebung des GPG ist so enorm fehleranfällig - bedingt durch absolute Willkür der "Forscher" - dass ich 7% für absolut nicht aussagekräftig halte.
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Also geistern gleich 2 dermaßen dämliche Zahlen durch die Medien ( da geistert noch mehr Unsinn herum, aber das ist hier nicht das Thema), die beide völliger Quark sind. Und die Ironie dabei: Schnappt man sich beide falschen Zahlen und interpretiert sie falsch, dann kommt da das richtige bei heraus: Es gibt keine Lohndiskriminierung.
Es mag natürlich Einzelfälle geben, aber diese flächendeckende Ungleichbezahlung liegt eben nicht vor.
Falk Heunemann am 2. April 2015
@maSu. Da Sie sich für das Thema eingehender interessieren, möchte ich folgenden Überblick empfehlen: https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/VerdiensteArbeitskosten/Verdienstunterschiede/VerdienstunterschiedeMannFrau5621001069004.pdf?__blob=publicationFile
In der Studie des Statistischen Bundesamtes wird die Methode erklärt und die Werte nach Alter, Region, Branchen, Führungsposition, Vertragsart usw. differenziert - demnach ist zum Beispiel jeweils unter den Steuerprüfern, Verkaufspersonal und Bankkaufleuten die Gender-Lücke am größten. Es werden also nicht einfach nur Krankenschwestern mit Ingenieuren in einen Gehaltstopf geworfen.
Ein weiterer Zahlenhinweis: In Westdeutschland sind 40% der Arbeitnehmer in Unternehmen ohne Tarifbindung, im Osten sogar mehr als jeder Zweite. Der Tarifvertrag kann bei ihnen also gar nicht verhindern, dass es zu Gehaltsunterschieden kommt.
Zaunkoenigin am 3. April 2015
Danke. Herr Heunemann, Sie haben das wunderbar hergeleitet :-) . Es war zum einen vergnüglich zu lesen und zum anderen auf den Punkt gebracht. Allerdings ist das keine Krankheit des Spiegel alleine. In den letzten Jahren werden in der Presse gehäuft statistische Zahlen sinnentstellt wieder gegeben. Ich frage mich immer nur, können die, die das schreiben nicht besser analysieren, oder wollen sie es nicht zu Gunsten der Sensationslust.
Zaunkoenigin am 3. April 2015
PS. und danke für den letzten Link. So etwas suche ich schon eine Weile und wurde nie fündig. Wie ich sehen kann, habe ich einfach falsch gesucht - man, bzw. ich, hätte es finden können.
maSu am 5. April 2015
Falk Heunemann: ihr Eifer Quellen zu zeigen ist lobenswert, geht aber am Kern vorbei:
1. Ist jede Kriterienauswahl eine beliebige Einschränkungen der Kriterien und damit ein subjektiver Eingriff, der das Ergebnis der Studie beliebig manipulierbar macht. Wenn man weiter differenziert, dann verschwindet das angebliche GPG auch immer mehr (bis zu den 2% die das statistische Bundesamt neulich veröffentlicht haben soll).
2. Es grenzt an eine Hybris, wenn fach- und fimenfremde Menschen Arbeitnehmer bewerten. Selbst Umwege zu gehen und den Arbeitgeber bewerten zu lassen sorgt nur dafür, viele kaum miteinander in Einklang zu bringende subjektive Werturteile zu sammeln, die für die Ermittlung des GPG ungeeignet sind.
3. Selbst Arbeitsplatzbewertungen sind wenig hilfreich, da ein Mitarbeiter immer mehr leisten kann oder wichtiger sein kann und somit mehr Gehalt verhandeln kann.
Die einzige Möglichkeit ein GPG nachzuweisen, ist in ganz Deutschland möglichst paarweise Männer und Frauen im Einzelfallvergleich zu prüfen. So wie es Gerichte machen, wenn Arbeitnehmer wegen Lohndiskriminierung klagen. Macht man es anders, dann kann der Forscher selbst das Ergebnis beliebig (Punkte 1,2 und 3) manipulieren, sodass der Auftraggeber seine Wunschzahlen erhält.
maSu am 7. April 2015
Laut dem Dokument welches sie (Falk Heunemann) verlinkt haben werden folgende Daten erhoben:
"So werden arbeitnehmerbezogene Angaben wie das Geschlecht und das Geburtsjahr, der Ausbildungsabschluss, die Leistungsgruppe, der Beruf sowie das Eintrittsdatum in das Unternehmen, die Höhe des jährlichen Urlaubsanspruches und die Art der Beschäftigung (zum Beispiel befristet/unbefristet) erfragt "
Daraus lässt sich die tatsächlich erbrachte Leistung der Arbeitnehmer nicht ablesen. Keine Chance. Es soll auch Arbeitnehmer geben, die in einer Arbeitsstunde mehr schaffen als andere und erstere erhalten dann idR auch einen höheren Lohn bzw. sind in deutlich besseren Verhandlungspositionen wenn es beispielsweise um Sonderzahlungen usw. geht.
Auch unter den sonstigen, der dort gelisteten Kriterien, kann ich nichts finden, was die tatsächliche Leistung der Arbeitnehmer erfragt. Schlimmer noch: Dort wird nach Berufserfahrung in Jahren gefragt, aber nicht nach den Tätigkeiten, die man in der Zeit hatte. Hatte ein Arbeitnehmer zB sehr schwierige Tätigkeiten mit hoher Eigenverantwortung, dann ist auch das wieder ein guter Ausgangspunkt für eine weitere Gehaltsverhandlung. Auch würde bei der Erfasssung völlig ignoriert, ob ein Arbeitnehmer einen Teil seiner Berufserfahrung in Teilzeit verbracht hat oder nicht.
Platt gesagt:
Die Ausgangszahlen sind WERTLOS.
Alle weiteren Analysen stützen sich aber auf das Ausgangsmaterial. Damit sind diese eben auch WERTLOS.
Ich kann da nur mit dem Kopf schütteln, wie Menschen mit einem "erweiterten Grundschulabschluss" solche Erhebungen veröffentlichen können, ohne diese dummen Fehler, die da am laufenden Band produziert werden, überhaupt zu bemerken. Da wird von Schulabschlüssen gefaselt, aber es wird nur zwischen Haupt- und Realschulabschluss, sowie dem Gymnasium unterschieden. Dass Bewerber mit einem Notendurchschnitt von 1,0 wohl bessere Verhandlungspositionen haben, als jene, die mit 3,0 in das Bewerbungsgespräch gehen, auch das wird wieder ignoriert. Ebenso bei den Abschlussnoten von Ausbildung, Studium usw.! Ebenso dürfte ein Arbeitnehmer, der vor dem Studium eine Ausbildung in dem Bereich absolviert hat wieder im Vorteil sein. Auch das interessiert niemanden dort.
Die ganze Datenerhebung wird am Anfang des Dokuments so hoch gelobt, wie toll die Daten doch wären.... ich kann da nur mit dem Kopf schütteln. Die Daten sind der letzte Schrott. Ein Maschinenbauer, der sich bei einem Automobilkonzern bewirbt, der kann auch mehr Gehalt verhandeln, wenn er schon Erfahrungen in eben der Branche hat.
Würde man noch Abschlussnoten, bisheriger Werdegang usw. berücksichtigen, dann würden wir ein "bereinigtes bereinigtes GPG" erhalten, welches nahe 0% läge. Und nahe 0% läge es auch nur, weil alleine aufgrund der Stichproben ein gewisses statisches Rauschen zu erwarten wäre.
Schlussendlich müsste man auch mal die Frage danach stellen, wie unterschiedlich gut/schlecht/effektiv/ineffektiv Männer und Frauen verhandeln - als Vergleich.
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Fazit: Das GPG ist wie ich es vorher schon sagte, eine Erfindung einiger sehr naiver Forscher, die so borniert sind, dass sie ihre eigenen Fehler nicht einmal bemerken. Die "Bereinigung" des GPG ist eben keine Bereinigung, sondern eine zufällige Gruppierung nach wertlosen und wieder zufälligen Kriterien. Wer nur auf die Art des Abschlusses schaut, der muss sich nicht wundern, wenn dann statt ein Dr. der Physik ein Veterinärmediziner die Berechnung einer Raumsonde zu verantworten hat.
Zaunkoenigin am 7. April 2015
ich frage mich die ganze Zeit, wie man, wenn man ein ganz klein wenig Berufs- und Lebenserfahrung hat von Gehältern und Statistiken auf Arbeitsleistung kommen kann.
*Es soll auch Arbeitnehmer geben, die in einer Arbeitsstunde mehr schaffen als andere und erstere erhalten dann idR auch einen höheren Lohn bzw. sind in deutlich besseren Verhandlungspositionen wenn es beispielsweise um Sonderzahlungen usw. geht.*
Diese Schlussfolgerung ... das ist ein netter Traum. Aber abgesehen davon, entstellen Sie mal wieder ein Thema.
Schönen Tag noch.
maSu am 8. April 2015
Die Schlussfolgerung ist kein netter Traum, sondern Realität. Bei AT-Verträgen ist die Verhandlungsposition bei guter Leistung eben besser. Selbst bei tariflicher Bezahlung kann man Leistungszulagen oder freiwillige Sonderzahlungen des Arbeitgebers verhandeln. Das alles ist natürlich nur dann möglich, wenn der Arbeitgeber den Arbeitnehmer schätzt und behalten will, der Arbeitnehmer also leistungsfähig ist.
NoName am 9. April 2015
Dieser sogenannte "PayGap" (nicht ohne Grund ein Anglizismus) ist pure Propaganda. Die reine Darstellung welche gesellschaftliche Gruppe mehr als eine andere verdient ist eine eher statistisch-methodisches Kennzahl. So sinnvoll wie die durchschnittliche Körpertemperatur aller zum Zeitpunkt X Anwesenden in einem Krankenhaus.
Da könnte man z.B. auch Bayern mit Hessen, rot- mit schwarzhaarigen oder Tierfutterverkäufer mit Hotelrezeptionisten vergleichen.
Interessant ist nur die massive Propaganda in den ehemaligen Medien. Lügenpresse ist da ein schmeichelndes Attribut.
Wenn schon genderassistische Kennzahlen (ich bin aber eher für eine solidarische Gesellschaft) dann doch bitte nicht diese dumpfen primitiven so vollkommen interessengeleiteten Propagandazahlen einer totalverblödeten Mainstreampresse.
Schon die simpelste Leistungsbilanz z.B. (also was Frauen in die Sozialsysteme einzahlen und wie viel Sie daraus entnehmen) bringt die ganze Femofraktion sofort zum schweigen. Einem eisigen, wetten?