Yes, she can
Hillary Clinton bewirbt sich für die US-Präsidentschaft. Sie hat alle Chancen, als erste Frau ins Oval Office einzuziehen. Aber es wird ein schwerer Gang für sie werden
Schwester, du gehst einen schweren Gang, möchte man Hillary Clinton zurufen. Am Sonntag Abend hat die frühere First Lady, Ex-Senatorin und ehemalige Außenministerin den zweiten Anlauf ins Weiße Haus unternommen. Clinton will erste Präsidentin der USA werden. Und sie hat das Zeug dazu, wie sie in ihren früheren Ämtern bewiesen hat. „Yes she can“, unterstützte auch Präsident Barack Obama die Bewerbung seiner einstiegen innerparteilichen Gegnerin.
Nach menschlichem Ermessen dürfte sich das politische Schwergewicht Clinton gegen potenzielle Rivalen in ihrer Demokratischen Partei relativ leicht durchsetzen. Ein charismatischer Gegner wie 2008 der junge und schwarze Senator Obama ist nicht in Sicht. Obama setzte sich vor sieben Jahren im Rennen der Demokraten um die Präsidentschaftskandidatur auch deshalb durch, weil sich der 2009 verstorbene Parteipatriarch Edward Kennedy auf seine Seite schlug.
Derzeitigen Umfragen zufolge hat Clinton gute Chancen, 2017 als Präsidentin ins Oval Office einzuziehen. Allerdings muss sich die Welt auf eine Schmutzkampagne ungeahnten Ausmaßes einstellen. Denn die Clintons sind seit der Amtszeit von Hillarys Ehemann Bill bei den Republikanern so verhasst wie sonst keine anderer politischer Gegner. Bei den Republikanern geben rechte Ideologen der Tea Party den Ton an, die Obama und den Demokraten im Kongress jede Unterstützung verweigern. Und die Partei plant bereits eine groß angelegte „Stoppt-Hillary“-Kampagne.
Für die 67 Jahre alte Großmutter Clinton spricht, dass die Zeit reif für eine Frau im wichtigsten politischen Amt des Landes ist. Rund 53 Prozent der Wahlberechtigten sind weiblich, und die neigen wie auch die jungen Wähler oder die ethnischen Minderheiten eher den Demokraten als den Republikanern zu. Gegen Clinton können ihr relativ hohes Alter und ihre polarisierende Art ins Feld geführt werden, obwohl sie längst in die politische Mitte gerückt ist.
Bei den Republikanern haben bislang die erzkonservativen Senatoren Ted Cruz und Rand Paul ihre Hüte in den Ring geworfen. Mit Spannung wird erwartet, ob auch der Präsidentensohn und –bruder Jeb Bush antritt. Dann wird es 2016 zu einem neuen Showdown zweier Polit-Dynastien kommen.
Volker Warkentin, Autor in Berlin und lange Auslandsredakteur der Nachrichtenagentur Reuters, ist in Bremerhaven aufgewachsen, wo US-Truppen stationiert waren und der Soldatensender AFN seinen Musikgeschmack maßgeblich prägte. Er ist seit seiner Jugend allen Vorbehalten zum Trotz vom American Way of Life fasziniert.