Danke für die Dröhnung, Carsten Sieling

Von Andreas Theyssen am 24. Juli 2015

Bremens neuer Regierungschef will Cannabis legalisieren. Das ist genau das, was wir Suchtbolzen brauchen.

Zugeben, wir haben ein kleines Suchtproblem. Zwei Schachteln Zigaretten quarzen wir weg, ohne dass uns die Stimme wegbleibt. Vier Bier schlucken wir, ohne dass am nächsten Morgen der Kater grüßt. Und wenn uns ein Computerspiel fasziniert, dann bleiben wir die halbe Nacht davor hocken.

Nur das Kiffen haben wir uns bislang verkniffen. Warum? Weniger weil es strafbar ist, sondern viel mehr, weil wir das ganze Gehabe drumherum nicht mögen. Dieses geflüsterte „Hast du was dabei?“ finden wir auch dann pubertär, wenn es von Mittvierzigern kommt. An von anderen mit Speichel durchtränkten Mundstücken zu saugen, fanden wir noch nie appetitlich. Und in dunklen Parkecken nach dem Dealer unseres Vertrauens Ausschau zu halten, ist uns einfach zu lästig.

Aber das wird sich nun bald ändern. Dank Carsten Sieling, dem neuen Bremer Bürgermeister. Quasi als zweite Amtshandlung und vor allem als erster Chef eines Bundeslandes hat er verkündet, dass er für eine Legalisierung von Cannabis ist.

Nachdem in etlichen US-Bundesstaaten der Konsum von Cannabis entkriminalisiert wurde, kommt nun auch bei uns Bewegung in die Rechtslage. Das ist fein. Aus vielen Gründen.

Die Polizei wird vom unsäglichen Kleinklein der so genannten Drogenkriminalität, vulgo: dem Kiffer-Krallen entlastet und kann sich auf ihre hoheitlichen Kernaufgaben konzentrieren. Zum Beispiel auf die Aufnahme und Weitergabe von Aktenzeichen bei Bagatellblechschäden zum Zwecke der Versicherungsregulierung.

Anstatt uns in dusteren Stadtparks herumzutreiben, können wir uns das Gras dann ganz legal beim biozertifizierten Hasch-Papi um die Ecke kaufen, innerhalb der gesetzlichen Ladenschlusszeiten, selbstverständlich.

Und ganz legal können wir uns selber – und auf Kosten des allgemeinen Gesundheitswesens – schädigen. Tabak verklebt Lungenbläschen und lässt Arterien verkalken, Alkohol macht die Leber groß und die Zahl der Gehirnzellen klein. Und Kiffen kann uns die allerfeinste Staublunge verschaffen. Alles selbstverständlich nur bei exzessivem Genuss. Aber das war für uns Suchtbolzen ja noch nie ein Problem.

Und schließlich: Unsere ganz legalen Drogen werden von Wolfgang Schäuble ganz ordentlich besteuert. Im vergangenen Jahr kassierte er 0,7 Milliarden Euro an Biersteuer, 0,4 Milliarden an Schaumweinsteuer, 2,1 Milliarden an Branntweinsteuer und satte 14,6 Milliarden durch die Tabaksteuer. Wetten, dass da bald die Cannabissteuer hinzu kommt?

Genau an dieser Stelle schließt sich nun der Kreis. Wer kann zusätzliche Steuereinnahmen am besten gebrauchen, weil es das am höchste verschuldete Bundesland ist? Bremen. Wer ist der Regierungschef von Bremen? Carsten Sieling. Und wer ist der smarteste aller smarten Landesvorsteher? Eben.

Andreas Theyssen, Autor in Berlin, schreibt die OC-Kolumne „Mein Held der Woche“ jeden Freitag.

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Zaunkoenigin am 24. Juli 2015

So lange nicht geklärt ist wodurch die Flashbacks zustande kommen und die Gefahr des plötzlichen Flashs gegeben und der Zeitpunkt nicht steuerbar ist, halte ich so eine Entscheidung für hochgradig fahrlässig. In diesem konkreten Fall sind für mich alle anderen Randerscheinungen nebensächlich.

Zitat aus: hanfheilt.de/artikel/flashbacks
*Häufig werden von Cannabiskonsumenten sogenannte Flashbacks erlebt. Das sind rauschähnliche Zustände ohne direkte Cannabiseinwirkung. Sie können auch noch Monate nach der letzten Cannabiseinnahme auftreten. Meist sind es Stresssituationen in denen Flashbacks erlebt werden. Man vermutet, dass Cannabis-Wirkstoffe in das Fettgewebe eingelagert werden und diese durch den Stress vom Körper in den Blutkreislauf freigesetzt werden. Gegen diese These spricht aber, dass es sich bei den eingelagerten Stoffen hauptsächlich um Metaboliten der Cannabinoide handelt, die selbst nicht psychoaktiv wirken.

Es setzt sich immer mehr die These durch, dass Flashbacks rein psychische Phänomene sind. Für diese These spricht auch, dass Flashbacks nicht nur bei Cannabis auftreten. Oft sind es negative Rauscherfahrungen, denen Flashbacks folgen. Der Flashback könnte somit ein verspätetes Verarbeiten von negativen Erfahrungen während eines Rausches sein.

Erlebt werden Flashbacks meist als sehr unangenehme Beeinträchtigung und nicht als angenehmes Rauscherlebnis. Dies stützt die These, dass es sich um psychische Phänomene handelt, weiter. Das Gehirn scheint ohne Intoxikation eine Cannabis-Wirkung zu simulieren.

Es dauert ca. ein halbes Jahr bis alle Abbauprodukte von Cannabis aus dem Körper verschwunden sind. Für den Fall, dass Cannabis keine bleibenden Veränderungen am Gehirn verursacht, haben wenigstens Flashbacks, die erst nach einem halben Jahr oder später nach der letzten Cannabiseinnahme auftreten, ihre Ursache in der Psyche. Ob bleibende Veränderungen am Gehirn auftreten wird zurzeit noch erforscht.
Ein Teil der als Flashbacks bezeichneten Phänomene hat sicher nichts mit Cannabis zu tun, da Konsumenten fälschlicherweise typische Stresssymptome als Flashbacks interpretieren.*