Vergesst den Großflughafen Berlin

Von Volker Warkentin am 18. August 2015

BER und kein Ende. Neuesten Enthüllungen zufolge soll das Management des Berliner Skandal-Flughafens schon vor Monaten von der bevorstehenden Pleite der zweitwichtigsten Baufirma gewusst haben, ohne allerdings den Aufsichtsrat zu informieren. Damit ist das Maß voll.

Der unendlichen Skandalgeschichte des Berliner Großflughafens BER ist ein neues Kapitel anzufügen. Jetzt geht es um die Insolvenz des Gebäudeausrüsters Imtech, der gemeinsam mit einer anderen Firma große Teile der Haustechnik, der Strom- und Klimaanalage und der – im Brandfall lebenswichtigen – Sprinkleranlage einbaut. Das Management soll bereits seit Monaten von der drohenden Insolvenz gewusst und nach einem Ersatz Ausschau gehalten haben, um die nach mehreren Verschiebungen nun für 2017 geplante Eröffnung des Airports nicht zu gefährden. Die Kontrolleure wurden nicht unterrichtet.

Es ist ein Dauerärgernis, das sich seit Jahren vor den Toren der Hauptstadt abspielt. Und kaum hat sich das Publikum vom einen Schock erholt, kommt wenig später schon die nächste Hiobsbotschaft. Und wieder droht die seit grauer Vorzeit erwartete Eröffnung des Flughafens, der den Namen der SPD-Ikone Willy Brandt trägt, nach hinten zu rutschen. Dabei sollten bereits seit drei Jahren Jets auf dem BER starten und landen.

Am Berliner Flughafen, dem größten Verkehrsprojekt der deutschen Einheit, waren allem Anschein nach von Anfang an Dilettanten am Werk, und zwar sowohl bei Vorstand und Aufsichtsrat der Gesellschaft als auch bei den beteiligten Firmen. Wie sonst ist zu begreifen, dass die komplette Verkabelung fehlerhaft war und neu verlegt werden musste. Der Aufsichtsrat – er wird von den drei Gesellschaftern Berlin, Brandenburg und dem Bund gebildet – hat sich im Lauf der Jahre als völlig inkompetent erwiesen. Auch dem Vorstand mangelte es ganz offensichtlich am nötigen Durchblick. Zudem kam er seinen Informationspflichten nicht nach, wie sich jetzt im Fall Imtech zeigt. Gemeinsam mit den beteiligten Firmen haben die Gesellschafter Milliarden Euro an Steuergeldern in den märkischen Sand gesetzt.

Derzeit hat es den Anschein, als ob den Kontrolleuren der Fall Imtech nicht anzulasten sei. Denn sie können nur beaufsichtigen, was ihnen bekannt ist – und da hat der Vorstand wichtige Informationen zurückgehalten. Da sind personelle Konsequenzen angebracht – auch wenn die Berufung neuer Manager weitere Verzögerungen nach sich ziehen könnte.

Geschlafen hat der Aufsichtsrat aber wohl vor drei Jahren im Gefolge der ersten Terminverschiebung. Da soll der Flughafen Rechnungen von Siemens, Bosch und T-Systems in Millionenhöhe ohne durchgreifende Prüfung bewilligt haben. Das interne Controlling hält Medienberichten zufolge das für ungewöhnlich und verdächtig. Und auch die insolvente Imtech fordert vom BER 35 Millionen Euro.

Das Großvorhaben Berliner Flughafen ist dermaßen außer Kontrolle geraten, dass es nicht mehr vernünftig zu Ende gebracht werden kann. Es empfiehlt sich ein kompletter Neuanfang, weil mittlerweile auch die angenommenen Fluggastzahlen als völlig unrealistisch angesehen werden und der BER schon wenige Jahre nach seiner Eröffnung aus allen Nähten zu platzen droht. Das Beste wäre also: Zurück ans Zeichenbrett.

Volker Wakentin, Autor in Berlin, hält große Stücke auf die Länder Sachsen und Sachsen-Anhalt sowie die Städte Leipzig und Halle, die den Ausbau des Leipziger Flughafens ohne größere Probleme in kurzer Zeit über die Bühne gebracht haben. Seine OC-Kolumne „Warkentins Wut“ erscheint jeden Dienstag.

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maSu am 19. August 2015

Der BER demonstriert, wie für jeden Mist Geld verpulvert wird aber aber zB bei Flüchtlingen gespart wird. Ansonsten: Volle Zustimmung.

Zaunkönigin am 26. August 2015

an - oder sollte ich sagen in? - diesem Flughafen waschen sich doch seit Jahren schon genügend Menschen die Hände. Er war noch nie wirklich unter Kontrolle.
Was da abläuft und ablief kann mich nur zu dem Schluss verleiten, dass es die meisten Beteiligten nur darum ging sich gegenseitig die Pfründe zuzuschieben. Dummheit und Ignoranz kann das doch nicht sein.