Brüssel jagt die Rekorde der Lächerlichkeit

Von Volker Warkentin am 26. November 2015

Bewältigung der Flüchtlingskrise? Fehlanzeige. Entschiedener Kampf gegen den Terror? Nun ja. Die EU steht gerade nicht so toll da. Aber beim Thema Kerzen zeigt sie sich nun handlungsfähig. Absolut.

Ja, habt ihr sie noch alle, ihr Eurokraten aus Brüssel? Vernünftige Regelungen zur Bewältigung der Flüchtlingskrise kriegt ihr ebenso wenig zustande wie eine entschlossene Antwort auf den Terrorismus des IS und anderer religiöser Fanatiker. Die EU steckt deshalb in ihrer schwersten Krise, und ihr Ansehen bei den Bürgern tendiert – zu Recht – immer mehr gen Null.

Trotz alledem ist die Europäische Union nicht handlungsunfähig. Ganz im Gegenteil – ihre Bürokratie arbeitet auf Hochtouren und lässt sich vom Amtsschimmel zu immer neuen Rekorden der Lächerlichkeit inspirieren. Pünktlich zur Weihnachtszeit die nächste Schote: Die EU will die Kerzen sicherer machen. Laut einem Bericht der „Bild“-Zeitung wartet die EU-Kommission mit der bahnbrechenden Erkenntnis auf, mit Kerzen seien „verschiedene Gefahren verbunden, die ein Risiko für die Sicherheit der Verbraucher darstellen können“. Wer hätte das gedacht?

Dagegen will die EU vorgehen: Die Kerzen sollen beim Abbrennen stabil bleiben, die Flamme darf eine bestimmte Höhe nicht überschreiten, und die Ruß-Emissionen müssen auch in Grenzen gehalten werden. Das alles ist auf vier Seiten samt fünf Seiten Anhang detailliert festgehalten. Die neue Spitzenleistung der Brüsseler Bürokraten reiht sich ein in andere Fehlleistungen der EU wie die Verordnung zur Größe von Sätteln für Traktoren. Die zeugte von großer Sorge für die Gesäße der europäischen Bauern. Unvergessen auch die Vorschrift über die erlaubte Krümmung von Gurken. Letztere wurde zum Erstaunen des geneigten Publikums aufgehoben.

Wo aber ist Dr. Edmund Stoiber? Der frühere bayerische Ministerpräsident hat von 2007 bis 2014 versucht, die Bürokratie in der Europäischen Union abzubauen. Dabei half er nach Angaben der Kommission mit, 33 Milliarden Euro einzusparen. Die EU hatte ihn doch im vorigen Jahr reaktiviert, um den Verwaltungsaufwand abzubauen.

Werter Dr. Stoiber: Bitte lassen Sie sich ein Lichtlein anzünden, um diesem Kerzen-„Kleinscheiß“ (so der Unions-Abgeordnete Herbert Reul) einen Riegel vorzuschieben.

Volker Warkentin, Autor in Berlin, werden die Themen nicht ausgehen, so lange der Amtsschimmel in Brüssel und anderswo kräftig wiehert.

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