Her mit den Fotos, Marine Le Pen

Von Andreas Theyssen am 18. Dezember 2015

Die Chefin des rechtsextremen Front National hat Fotos von geköpften IS-Geiseln getwittert, um sich gegen eine vermeintliche Verleumdung zu wehren. Sie hat damit einen neuen Weg der politischen Auseinandersetzung beschritten. Und der ist ausbaufähig.

Man hat es ja nicht leicht, so als Shooting-Star der Politik. Es gibt Neider, die Faschismuskeule wird hervor geholt, und ständig gibt es was auf die Mütze. Vor allem, wenn man auch noch eine Frau ist. Das geht Frauke Petry so, Ihrem deutschen Pendant, und selbstverständlich Ihnen auch, Marine Le Pen.

Zugegeben, Ihre Partei ist etwas anders als die anderen Parteien: gegen die EU, gegen alles, was nicht französisch ist, aber für das Völkische, das in den letzten 70 Jahren ein wenig aus der Mode gekommen ist, und auch für Wladimir Putin. So sehr dafür, dass Sie sich von ihm 40 Millionen Euro für die nächsten Wahlkämpfe leihen.

Ein französischen Journalist hat nun eine Parallele gezogen zwischen Ihrer Partei Front National und der Terrortruppe „Islamischer Staat“ (IS). Beide seien sich in ihrer „selbstbezogenen Abschottung“ ähnlich. Eine etwas sehr akademische Parallele, aber sie reicht aus, um Sie, Marine Le Pen, in Harnisch zu bringen.

Sie twittern daraufhin drei Fotos von Geiseln des IS. Eines zeigt eine Geisel mit abgetrenntem Kopf, ein anderes eine Geisel, die von einem Panzer überrollt wird, ein drittes eine Geisel, die in einem Käfig verbrannt wird. Und dazu schreiben Sie: „DAS ist der IS!“

Die Entrüstung ist groß. Aber darum sollten Sie sich nicht scheren. Denn Sie haben einen wahrlich neuen Weg der politischen Auseinandersetzung beschritten. Einen Weg, den Sie unbedingt fortsetzen sollten.

Wenn also wieder mal jemand ihren Front National als Nazi-Partei bezeichnet, twittern Sie ein hübsches Fotos von den Leichenbergen in Auschwitz und schreiben dazu: „DAS ist Nazi!“

Wenn Sie mal wieder jemand als Europas Kopf des Rechtspopulismus bezeichnet, twittern Sie einfach ein Foto von Frauke Petry und schreiben dazu: „DAS ist Frau Rechts!“

Und wenn Sie mal wieder jemand – aufgrund der Wahlerfolge des Front National – als künftige französische Präsidentin bezeichnet, twittern Sie einfach ein Foto von Francois Hollande und schreiben dazu: „DAS ist Präsident!“

Sie sehen, dieses Medium bietet ungeahnte Möglichkeiten der politischen Auseinandersetzung. Und ungeahnte Möglichkeiten, sich unmöglich zu machen.

Andreas Theyssen, Autor in Berlin, schreibt die OC-Kolumne „Mein Held der Woche“ jeden Freitag.

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