Schönen Dank, Angela Merkel
Die Kanzlerin hat mit ihrer Flüchtlingspolitik vor allem eines erreicht – die Deutschen und die Europäer von ein paar ihrer Lebenslügen zu befreien.
Es gibt zwei Politiker, die das 20. Jahrhundert massiv verändert haben. Der eine war Adolf Hitler, der die Welt erst in einen globalen Krieg stürzte und so dafür sorgte, dass die Welt anschließend in zwei Blöcke gespalten war. Der andere war Michail Gorbatschow, der durch seine Glasnost- und Perestroika-Politik die Spaltung der Welt wieder aufhob.
Dass Angela Merkel das 21. Jahrhundert verändert hat, wäre zu viel gesagt. Doch sicher ist, dass sie mit ihrer Flüchtlingspolitik Deutschland und Europa verändert hat. Nicht weil sie „umgevolkt“ hätte, wie in AfD- und Pegida-Kreisen gerne gejault wird (auch 1,1 Millionen Flüchtlinge reichen dazu nicht). Sondern weil sie uns durch ihre Flüchtlingspolitik en passant von ein paar deutschen und europäischen Lebenslügen befreit hat.
Lebenslüge Nr. 1: Die europäische Einigung. Es gibt sie nicht. Die EU ist nicht ein solidarischer Verbund von Staaten, die ein gemeinsames Wirtschafts- und Wertesystem haben. Sie ist vielmehr lediglich eine Art europäischer Länderfinanzausgleich, vor allem dazu gut, Agrar- und sonstige Subventionen abzugreifen. Beispiele gefällig? Polen, die Slowakei oder auch Ungarn lassen sich zwar gerne von der EU Gelder überweisen (die zu einem Viertel aus deutschen Beiträgen stammen). Aber den Strom der Flüchtlinge sehen sie nicht als europäisches, sondern als rein nationales – deutsches, österreichisches, schwedisches – Problem an.
Lebenslüge Nr. 2: Deutschland funktioniert. Nein, die Bundesrepublik funktioniert überhaupt nicht. Die peinliche Pannenserie beim Bau des Flughafens BER haben wir ja noch als Berliner Spleen abgetan. Erst durch die Flüchtlingskrise erkennen wir, dass ganze Bereiche des Landes nicht funktionieren. Flüchtlinge können nicht richtig erfasst werden, weil die zuständigen Behörden mit vier verschiedenen Computersystemen arbeiten, die nicht miteinander kompatibel sind. Asylbescheide dauern mitunter Jahre, Abschiebungen kaum minder lang. Erst durch die Flüchtlingskrise erkennen wir, dass sich seit gut zwei Jahren nordafrikanische „Antänzer“-Banden auf nordrhein-westfälischen Bahnhöfen etabliert haben, nahezu unbehelligt von Behörden, Polizei und Justiz.
Lebenslüge Nr. 3: Wir sind ein aufgeklärtes Land. Nein, sind wir nicht. Die Flut der Hasskommentare im Internet, in denen pauschalisiert und kriminalisiert wird, in denen zur Lynchjustiz an Politikern und Immigranten aufgerufen wird, ist der beste Beleg. Digitale Medien wie Spiegel Online haben die Kommentarfunktion unter allen Texten zum Thema Flüchtlinge gesperrt. Nicht aus Gründen der Zensur, wie dann viele Anhänger der „Lügenpresse“-Fraktion rufen, sondern weil „uns zum Thema Flüchtlinge so viele unangemessene, beleidigende oder justiziable Forumsbeiträge (erreichen), dass eine gewissenhafte Moderation nach den Regeln unserer Netiquette kaum mehr möglich ist“.
Selbst sehr bürgerliche Menschen, die sich ihrer Aufgeklärtheit, Weltgewandtheit und Weitgereistheit rühmen, beten – wenn es um Flüchtlinge geht – ohne mit der Wimper zu zucken Parolen nach, die bis dato nur in AfD- und Pegida-Kreisen zu hören waren. Beispiel gefällig? Das Monatsmagazin mit dem intellektuell-lateinischen Namen im Titel, das sich binnen Wochen von der liberalen Salonlektüre zum Zentralorgan des Dumpfdenkens wandelte. Leitende Redakteure schwurbeln dort in ihren Kommentaren und in Pegida-Manier über „linksideologische Willkommens-Medien“ und den „sich selbst gleichschaltenden öffentlich-rechtlichen Rundfunk“ oder bemühen den Fall einer Rettungsassistentin, die von einem Eritreer „auf sexueller Basis beleidigt“ wurde, als Beleg für eine gescheiterte Flüchtlingspolitik. Aufgeklärtheit sieht anders aus.
Lebenslüge Nr. 4: Wir sind ein modernes Land. Schön wär’s. Aber dazu passt Folgendes nicht: Jeder, der sich in seinem weiblichen Bekanntenkreis umhört, wird Geschichten über sexuelle Belästigung hören, weil nahezu jede Frau sie schon mindestens einmal erlebt hat. Wir aber fragen entweder nicht oder hören nicht richtig zu. Wir werden erst hellhörig, wenn Silvester in Köln und anderswo ein alkoholisierter Mob, in dem offenbar viele Männer mit Migrationshintergrund stecken, serienweise Frauen sexuell belästigt. Und dann sind es für uns nur und ganz pauschal die Nordafrikaner, die Ausländer, die Flüchtlinge, die Muslime. Dabei gehört sexuelle Belästigung zum Alltag von Frauen in Deutschland. Auch ohne Flüchtlinge. Und das ist nicht modern, sondern mittelalterlich.
Wie die Geschichte mit den Flüchtlingen und vor allem Angela Merkel ausgehen wird, wissen wir nicht. Aber etwas hat Merkel mit ihrer Politik erreicht: Wenn wir jetzt die Augen aufmachen, haben wir Deutsche, wir Europäer die Chance zu erkennen, wer wir wirklich sind. Und kommen vielleicht doch noch zur Besinnung.
Andreas Theyssen, Autor in Berlin, kann seine nächste Fernreise kaum erwarten, um eine Weile Abstand von der aktuellen Hysterie in Deutschland und Europa zu bekommen.
maSu am 13. Januar 2016
Kleiner Hinweis: Nicht nur Frauen werden sexuell belästigt. Am Arbeitsplatz wurden 56% der Männer und 49% der Frauen sexuell belästigt.
Aber sexuell belästigte Männer werden irgendwie immer tabuisiert...
Ach und zu den Banden am Bahnhof:
Wenn die an sonstigen Tagen Männer erwischen, dann werden die ähnlich umzingelt ... da greift man vielleicht nicht in den Slip um den Diebstahl zu "tarnen", man schlägt sie direkt wenn sie sich wehren.
Aber auch hier:
Modernes Deutschland... nur wenn Frauen etwas wiederfährt, dann gibt es Proteste. Sah man schon bei Boko Haram: tausende Männer werden abgeschlachtet oder entführt und gebrochen (Kindersoldaten usw). Und kaum werden 200 Mädchen entführt: OH NEIN! OH SCHRECK!
wusste gar nicht, dass an Artikel 1 unseres Grundgesetzes ein "Sternchen" steht:
"Die Würde des Menschen* ist unantastbar.
*Eierstöcke vorausgesetzt."
Zaunkoenigin am 13. Januar 2016
Es gibt unendlich viele Arten der sexuellen Belästigung. Keine ist akzeptabel, keine ist angenehm, aber das was da in vielen deutschen Städten in der Silvesternacht abging, das ist dann doch etwas anderes als pures Grabschen im Büro. Himmel noch mal.. können Sie, maSu, nicht ein einziges Mal beim Thema bleiben? Müssen Sie bei diesem Thema immer auf ihr Lieblingsthema schwenken? Können Sie die Geschehnisse sein lassen was sie sind? Nämlich schlimm! Müssen Sie das, weil sie sich als Mann nicht gehört fühlen?
Ja, es gibt auch von deutschen Männern ( :-P ) sexuelle Übergriffe. Und nein, ich behaupte mit dieser Aussage nicht, dass Männer das nicht erleben müssen.
Viele Frauen dürften das in ihrem Leben im Beruf, im Verein, in der Freizeit, in der Schule, im Park, im Schwimmbad .. wo auch immer .. erlebt haben. Die wenigsten davon dürften dabei Gewalt erfahren. Vielmehr ist es ein unerfreuliches Befummeln dem man mehr oder weniger selbstbewusst Grenzen setzen kann. Manchmal auch mehrfach, manchmal nützt ein Mann seine Machtposition (weil Vorgesetzter) aus. Das ist unschön, das kann in Existenzängste führen. Aber hier hat man Alternativen, dem kann man entkommen. Was die Frauen auf diesen öffentlichen Plätzen erlebt haben ist aber noch einmal ein anderes Kaliber. Sie haben nämlich neben den sexuellen Übergriffen und der Gewalt erleben müssen, dass Menschen zugeschaut haben. Bürger und Polizisten. Das toppt alles noch einmal um ein Vielfaches.
Ich empöre mich ganz sicher nicht nur deshalb weil das Frauen waren.
Ich empfehle: http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=8&ved=0ahUKEwi9gp-1h6fKAhXFng4KHRYvAooQFghCMAc&url=http%3A%2F%2Fwww.deutsche-orient-stiftung.de%2Fde%2Fpublikationen-de%2Fdoi-kurzanalysen%2Fdoc_download%2F1128-frauen-in-der-islamischen-welt&usg=AFQjCNGNM8qOLUQYz9En4wRMQ256BfR8Nw ..
http://www.bento.de/politik/in-vielen-arabischen-laendern-gibt-es-regelmaessig-sexuelle-gewalt-gegen-frauen-wie-kommt-das-245309/
http://www.bento.de/politik/in-vielen-arabischen-laendern-gibt-es-regelmaessig-sexuelle-gewalt-gegen-frauen-wie-kommt-das-245309/
http://www.igfm.de/frauen-unter-der-scharia/
http://www.taz.de/!5062688/
Zaunkoenigin am 13. Januar 2016
Herr Theyssen.. eines verstehe ich nicht so ganz. Wer hat sich denn Ihrer Meinung nach in die Tasche gelogen? Der Bürger?
Ich für meinen Teil habe an keinen Ihrer Punkte geglaubt. Und über die Frage ob unser Land modern ist oder nicht, habe ich noch nie nachgedacht. Aber weil Sie das schon thematisieren ... wer legt denn fest was modern ist und was nicht? Wer definiert das? Gehen wir mal davon aus, dass das innerhalb der EU eine gemeinsame Festlegung war. Dann stellt sich die Frage ob wir denn nicht doch modern sind wenn wir uns nicht von den anderen europäischen Ländern unterscheiden?
Das musste jetzt sein ;-). Grundsätzlich kann ich mit Ihren Aussagen etwas anfange - aber das wissen Sie ja. Punkt 1+2 vertrete ich ja hier seitdem ich hier erstmalig aufgeschlagen bin.
maSu am 13. Januar 2016
Zaunkönigin: wenn die Hälfte aller männlichen Arbeitnehmer sexuell belästigt werden ... Egal. Bei auch nur einer Frau: Aufschrei.
Wenn tausende Männer abgeschlachtet oder verschleppt werden: egal. Bei 200 Mädchen: Sondersitzung im Bundestag.
Wenn aufs Jahr gerechnet hunderte Männer eben an jenen Bahnhöfen zusammengeschlagen und ausgeraubt werden egal ... Aber kaum werden Fälle bei Frauen bekannt: Aufschrei.
600 Anzeigen sind eben auch nur 600 Anzeigen und nicht 600 bewiesene Taten. Vor dem Hintergrund, das Asylbewerbern in letzter Zeit oft diverser Verbrechen bezichtigt wurden, vermute ich da einige Trittbrettfahrer.
Fakt ist aber: egal was passiert, so lange es keine oder kaum Frauen betrifft ist es Medien und Politik scheißeegal
Zaunkoenigin am 14. Januar 2016
maSu.. können, oder wollen Sie nicht begreifen?
Sie schämen sich nicht jeden nur möglichen Ansatz als Anlass für ihre Tiraden zu nutzen. Zum eigentlichen Thema haben Sie aber herzlich beizutragen. Sie missbrauchen wirklich alles und jedes.
Meine Güte, es spricht doch nichts dagegen wenn sie sich dafür stark machen. Aber dann doch bitte an passender Stelle. Missbrauchen Sie doch nicht Geschehnisse die für andere schlimm waren.
Sie disqualifizieren sich ernstlich als Diskussionspartner.
maSu am 14. Januar 2016
Jaja Zaunkönigin, alle 600+ Anzeigen sind 100% wahr, genau wie die Vergewaltigungsvorwürfe gegen Asylbewerber bei Facebook.
Ich finde es schlicht erbärmlich wie dieses Ergebnis hochgespielt wird und wie sich jetzt viele gegenseitig liebhaben in einem Schlucht bekloppten Wahn von Männerhass.
Denn das ist das was Claudia Roth, andere Politiker und viele Journalisten dazu sagen:
Bloß keine Asylbewerber schlecht aussehen lassen, das wäre ja Rassismus ... Bloß nicht die bekloppte Zahl der Anzeigen hinterfragen,denn es war einfach "Männergewalt".
Und wer das kritisiert, der disqualifiziert sich für Diskussionen ... Grandioser Bullshit.