Lasst uns länger arbeiten
Das Thema Rentenalter polarisiert. Dabei sind angesichts des demographischen Wandels kreative Lösungen unumgänglich.
Sobald in Deutschland ein Politiker oder eine Institution ein höheres Rentenalter ins Gespräch bringt, gehen auf der Gegenseite die Rollläden runter. Meist kommen entsprechende Vorschläge aus dem rechten Lager oder von den Arbeitgebern. Und so sicher wie das Amen in der Kirche folgt von links und den Gewerkschaften ein lautes „Nein“. So wie jüngst nach dem Vorstoß der Bundesbank, die Arbeitszeit bis 69 zu verlängern.
Dabei führt an einer Verlängerung des Arbeitslebens kein Weg vorbei. Wir in Deutschland und Europa werden alle älter und erfreuen uns gemeinhin einer Lebensqualität, von der unsere Vorfahren nicht zu träumen wagten. Aber das hat seinen Preis: Immer weniger junge Leute müssen immer mehr Alte mit ihren Rentenbeiträgen finanzieren. Aber statt mit armutsfester Rente müssen sie mit Armut rechnen, es sei denn, sie haben eine private Zusatzvorsorge – für die in vielen Fällen das nötige Geld fehlt. Hier ist die Kreativität von Unternehmern und Gewerkschaften gefordert, tragfähige Lösungen zu finden.
Der Gesetzgeber hat dem demographischen Wandel mit einer schrittweisen Anhebung des Rentenalters auf 67 Jahre Rechnung getragen. Auch das ging nicht ohne erregte Debatten ab, und begleitet wurde die Diskussion von einer skandalösen Frühverrentungswelle. Bereits mit 58 Jahren wurden manche Beschäftigte mehr oder weniger zwangsweise in die Rente getrieben. Dabei sind ältere Arbeiter und Angestellte keineswegs schlechter als Jüngere. Die Alten sind vielleicht nicht mehr so schnell, aber aufgrund ihrer großen Berufserfahrung kennen sie die Abkürzungen.
Natürlich gilt das nicht für alle Berufsgruppen. Keinem 60-Jährigen ist zuzumuten, bei fast 1000 Grad am Hochofen zu stehen oder als Polizist jugendlichen Ladendieben hinterherzurennen. Damit Ältere länger arbeiten können, ist Umschulung ein Schlüsselwort: Lebenslanges Lernen sollte mehr noch als jetzt eine Selbstverständlichkeit sein und Eingang in Tarifverträge finden.
Konrad Adenauer wurde mit 73 Jahren erstmals zum Bundeskanzler gewählt und musste 14 Jahre später fast aus dem Bonner Palais Schaumburg geprügelt werden. Oskar Lafontaine, der am heftigsten gegen ein höheres Rentenalter wettert, ist mit fast 73 noch Chef einer Landtagsfraktion und steht in seiner fünften Ehe mit einer 25 Jahre jüngeren Frau hoffentlich noch seinen Mann. Sein saarländischer Landsmann Erich Honecker war mit fast 80 Jahren noch uneingeschränkt in der Lage, einen ganzen Staat zugrunde zu richten. Nur in seinem erlernten Beruf als Dachdecker hätte ihn niemand mehr arbeiten lassen, obwohl er auf dem Dach bestimmt weniger Schaden angerichtet hätte.
Volker Warkentin, Autor in Berlin, ist seit dem 1. Juli offiziell Rentner. Aber so lange er noch nicht mit dem Kopf wackelt, will er weiter in seinem Beruf als Journalist arbeiten. Seine OC-Kolumne „Warkentins Wut“ erscheint dienstags.
Zaunkönigin am 28. August 2016
Herr Warkentin, zu Ende gedacht haben Sie beim Schreiben dieses Artikels nicht .... was mich etwas verblüfft.
Glauben Sie ernsthaft, dass der Arbeitsplatz eines Durchschnittsdeutschen mit dem von Adenauer und Lafontaine zu vergleichen ist? Glauben Sie wirklich, dass sich der Durchschnittsbürger die Alltagserleichterungen (wie z.B. eine Putzfrau) leisten kann um dann im Beruf "seinen Mann" stehen zu können?
Glauben Sie, dass ein Mensch mental den zunehmenden Druck und das Tempo im fortgeschrittenen Alter ertragen kann?
Ignorieren Sie bewusst, dass in unserer Arbeitswelt nach wie vor AN mit Ü50 in vielen Berufen gar keine Chance mehr haben und damit der Weg in die Frührente und damit in die Altersarmut geht? Theorie und Praxis klaffen hier m.E. weit auseinander.
Ich bin bei Ihnen, wenn Sie schreiben, wir brauchen neue Wege. Aber kann der "neue Weg" nur der der Arbeitsverlängerung sein? Einerseits haben wir Millionen-Jahresgehälter für unfähige Manager und andererseits schnürt man Otto-Normal-Verbraucher den Kragen zu. Das kann's auch nicht sein. Und die Forderung bis 69/70 oder gar noch länger zu arbeiten ist auch nichts, was für die z.Zt. noch jungen Menschen etwas erstrebenswertes sein kann. Zumindest nicht unter den Rahmenbedingungen wie ich sie erlebe.
Und aus meinem persönlichen Erleben: Ich liebe meinen Beruf und gehöre zu den Glücklichen, die einen Bereich gefunden haben der sie befriedigt. Vor 5 Jahren habe ich noch gedacht, dass es auch gerne mehr als bis 65 sein darf (ich gehöre noch zu denen die nicht bis 67 müssen) und habe mir die Rente "bös' fad" vorgestellt. Inzwischen kann ich es kaum noch erwarten aussteigen zu dürfen und bin nach langem Ringen mit mir sogar bereit Abschläge in Kauf zu nehmen. Warum?
a) weil ich das was ich tue aufgrund der Managemententscheidungen immer stärker als absolut sinnlos empfinde. Sinnlosigkeit verbinde ich mit Verschwendung von Lebenszeit.
b) weil ich aufgrund der Managemententscheidungen in denen es nur noch um den Moment und nicht mehr um die Zukunft geht dieses Hin und Her nicht mehr ertragen kann - es stresst mich unglaublich.
c) weil ich eine regelmässige 50 Stunden-Woche (und manchmal auch mehr) einfach als Belastung empfinde die ich nicht mehr so leicht auspendeln kann wie noch vor 5 Jahren.
d) weil ich feststelle, dass ich langsamer bei den Erledigungen im Alltag werde und ..
e) weil ich durch das alles immer weniger in Entspannungs- und immer mehr in Pflicht-Phasen verharre
.... weil ich denke, dass wir nicht vom Job in die "Kiste" hüpfen sollten sondern uns wenigstens ein paar Jahre Genuss am Leben vergönnt sein sollte.
Abgesehen davon, dass ich vieles von dem was mit unseren eingezahlten Geldern finanziert wurde nicht einverstanden bin und das was da abläuft als Betrug einstufe. Da findet nämlich im Moment eine ganz große Umverteilung von Rentenkassen in den Steuerhaushalt statt.
Nein, gerecht ist das was da läuft nicht. Auch nicht für die jungen Menschen in deren Interesse es auch nicht liegen kann bis 70 unter den Bedingungen wie sie aktuell sind arbeiten zu müssen.
Ach so.. lebenslanges lernen. Einerseits dacor .. andererseits .. was glauben Sie wieviel Chancen beschäftigt zu werden hat ein Bauarbeiter nach einer Umschulung zum, sagen wir mal .. Lageristen?
phatterdee am 31. August 2016
vielleicht wäre eine Lösung das alle berufsgruppen in ein und die selbe Kasse einzahlen !
frag mich schon ewig warum einige gruppen nicht in die gesätzliche Rente ein zahlen sind wohl was besseres aber wenn deren plan nicht aufgeht, kann der Steuerzahler die retten.
Und in der Komunistischen Schweiz geht es ja auch.
Aber klar lasst uns die paar retten die das Geld haben der Rest kann bis zum tot arbeiten wie Leibeigene.
das Problem kann man übrigens auch anders lösen: jetzt wo die Geburten starken Jahrgange bald in Rente gehen denen einfach nix zahlen oder alle töten finde ich als Junger Mensch besser als das ich für euer wohl bis 70 oder gar zum Tode Schufte!!!!
Aber noch mal In der Schweiz Klappt das auch warum nicht so wie die Schweiz machen, ach daran verdien die Versicherungsgesellschaften nix ist sozial und alle werden gleich behandelt das geht in hier anscheinend nicht.
Naja hat auch was von Machiavelli, teile und Herrsche ( alt vs. Jung)
Phatterdee
Zaunkönigin am 31. August 2016
ich finde es unglaublich, dass ein Beitrag, der die folgende Passage enthält, noch Zustimmung erfährt:
*das Problem kann man übrigens auch anders lösen: jetzt wo die Geburten starken Jahrgange bald in Rente gehen denen einfach nix zahlen oder alle töten finde ich als Junger Mensch besser als das ich für euer wohl bis 70 oder gar zum Tode Schufte!!!! *
phatterdee, Sie haben sich für mich ein für alle Mal als Gesprächspartner disqualifiziert. Und ich erspare mir jeglichen weitere Erklärung, dass Sie sich nicht für uns Ältere zu Tode schuften und für wen Sie das allenfalls tun ... Es wäre Perlen vor die Säue geschmissen.