Sie sind eben nicht das Volk
Nach Österreich und Holland haben die Rechtspopulisten auch in Frankreich eine Schlappe erlitten. Doch jetzt müssen sich die Demokratie und ihr Personal selbst erneuern.
Die Europakaputtmacher, Xenophoben, Islamophoben, Frauen- und Schwulenverächter und Liebhaber alternativer Fakten
sollten sich mal allmählich damit abfinden: Sie schreien zwar immerzu, „Wir sind das Volk“, aber die große Mehrheit des Volkes sieht es anders, in Frankreich, in Holland, in Österreich, demnächst bei uns.
Die Grenzen ihres Wachstums sind erreicht, und daran ändern nicht einmal mehr die Terroristen all zu viel, auch nicht ihre Freunde in Russland samt Putins Hackerbanden. So sehr sie sich auch anstrengen, sie werden unsere Demokratie, die EU und die Zivilgesellschaft nicht kleinkriegen. Die Mehrheit des Volkes verhindert das. Vorerst.
Was wir jetzt zusätzlich brauchen, um wieder stabile Verhältnisse zu bekommen, sind Politiker, die einsehen, dass sie mit ihrer neoliberalen Politik, ihren parteitaktischen Spielchen, ihrem Postengeschacher, ihren Korruptis, ihrer Art der Pesonalrekrutierung und ihrem ohnmächtigen Zuschauen beim kriminellen Treiben der Bonusbanker und Steuerhinterzieher selber sehr viel dazu beigetragen haben, dass der braune Sumpf so viel Zulauf hat. Die Politik und diejenigen, die sie machen, müssen sich jetzt ändern, und zwar schnell. Holländer und Franzosen haben den „Etablierten“ noch einmal eine Chance gegeben, die Deutschen werden es im Herbst tun, aber dann muss diese Chance auch genutzt werden.
Christian Nürnberger, Autor in Mainz, arbeitete unter anderem für „Frankfurter Rundschau“, „Capital“ und „Süddeutsche Zeitung“. Er ist Autor mehrerer Bücher, zuletzt erschien „Die verkaufte Demokratie. Wie unser Land dem Geld geopfert wird.“