Wie die Populisten sich selbst entzaubern
Frauke Petrys Bruch mit der AfD zeugt einmal mehr von der Neigung der Populisten zur Selbstzerfleischung. Dieser Drang könnte zur Entzauberung der Rechtsradikalen beitragen.
Das halbwegs Erfreuliche an Rechtspopulisten ist der Wunsch der Häuptlinge, eines Tages den ganzen Laden als Alleinherrscher zu übernehmen. Denn sie denken nur in den Kategorien Führer und Gefolgschaft beziehungsweise Sieg oder Unterwerfung. Ihre Rivalen sind für sie nur Witzfiguren. Das sorgt für Machtkämpfe und entlarvt die beteiligten Funktionäre als machtgeil. Der Konflikt um Petry passt in dieses Schema.
Zugegeben: Die innerparteilichen Kräche in der AfD haben bei allem Ekel über die Partei manchmal hohen Unterhaltungswert. Sie erinnern an intrigenreiche Fernsehserien wie „`Dallas“ oder „Denver Clan“. Das gilt auch für Petry, die am Montag verkündete, sie werde nicht Mitglied der AfD-Fraktion sein und aus dem Saal der Bundespressekonferenz rauschte. Einen Tag später verkündeten sie und ihr Mann Marcus Pretzell, AfD-Landesvorsitzender in Nordrhein-Westfalen, ihren Austritt aus der Partei. Konsterniert zurück ließ sie die AfD-Spitze, die offenbar nicht ahnte, dass Petry eine kleine, aber fiese Bombe im Gepäck hatte.
Das Erstaunliche an dem Eklat um Petry war nur der Zeitpunkt, nicht aber die Sache.
Denn „Machtkampf“ kommt im Jargon der Funktionäre so häufig vor wie das „Prosit“ an den Stammtischen ihrer Wähler. Und das ist auch gut so. Denn solange sich AfD-Politiker im Schacher um Posten und Pöstchen zerreiben, können sie in der Sache keinen Schaden anrichten. Sachpolitik ist ohnehin kein Ding für AfD-Abgeordnete, wie die Erfahrungen aus den Landtagen zeigen. Da laufen sie allenfalls bei den Themen Migration und Flüchtlinge zur Höchstform auf. Fleißige Arbeit als Abgeordneter sieht anders aus. Und warum sollte es im Bundestag anders sein?
Das Ärgerliche ist nur, dass die Populisten ihre Machtkämpe auf Kosten der Allgemeinheit austragen. Damit vernachlässigen sie die Sacharbeit im Plenum und in den Ausschüssen, wofür sie der Staat alimentiert. Und die Wähler der AfD werden hoffentlich spätestens dann erkennen, dass sie sich verwählt haben und ihren Fehler bei der nächsten Wahl korrigieren. Aber so lange sich aus den innerparteilichen Konflikten keine echte Führerfigur wie einst der Mann aus Braunau am Inn herausschält, können die Demokraten beruhigt. Das ist aber kein Grund, die Hände in den Schoß zu legen.
Volker Warkentin ist Autor in Berlin. Seine OC-Kolumne „Warkentins Wut“ erscheint dienstags.
Wähler am 7. Oktober 2017
Ein nachvollziehbarer Kommentar. Es fehlt allerdings der Hinweis des Autors, dass ein beachtlicher Teil der Wähler nicht aus Überzeugung, sondern aus Protest gegen eine Phalanx verbohrter und arroganter "Volksparteien"-Politik so gewählt hat. Und der beabsichtigte frische Wind hat ordentlich Staub aufgewirbelt. Es musste sich was ändern, um besser werden zu können.
Friedrich -Wilhelm am 7. Oktober 2017
Für mich eine üble wählerbeschimpfung! Wer nur so schreiben kann, sollte das am besten unterlassen!!